Resilienz = Widerstandskraft
Inhaltsverzeichnis
Ich möchte mit dir das wichtige Thema Resilienz betrachten. In dieser Zeit, wo viele Menschen sich gestresst, unsicher und auch ängstlich fühlen, ist Resilienz gefragt. Doch was ist Resilienz eigentlich genau und wo und wie kommst du an Resilienz ran?
Das Wort kommt aus dem englischen „resilience“ und bedeutet Widerstandskraft. Ein anderes Wort ist Spannkraft. Ich nutze gerne das Wort Schutzschild. An diesem Schutzschild kann alles Negative abprallen.
Der Begriff Resilienz meint, wie groß die Eigenschaft ist, mit einer belastenden Situation, Problemen oder Krisen umzugehen.
Vielleicht erinnerst du dich auch noch an die Aussage „Widerstandskraft ist angeboren. Entweder man hat es oder eben nicht.“. Nun, dank der heutigen Wissenschaft wissen wir, dass es nicht ganz so ist und dass jeder Mensch, in jedem Alter, zu jeder Zeit, Widerstandskraft erlernen und trainieren kann.
Sicherlich kennst du in deinem näheren Umfeld auch eine Person, die „einfach so“ jede Krise oder Problem meistert. Wie kann es sein, dass die eine Person nur schwer mit Sorgen, Problemen und Krisen umgehen kann, während andere scheinbar mühelos damit durch das Leben gehen und sogar daran wachsen?
Die Antwort ist einfach: Sie sind innerlich gestärkt.
Diese Menschen haben ihre Fähigkeiten, innere Haltung und Glaubenssätze sowie eigene Methoden und Bewältigungsstrategien, die sie zur richtigen Zeit einsetzen können, um auf die Krise entsprechend zu reagieren. Und somit gut bestehen.
Die richtige Einstellung
Um auf Probleme oder Krisen entsprechend gut zu reagieren, ist die richtige Einstellung wichtig. Wie kannst du dir dass nun am besten vorstellen? Stell dir dazu einen Equalizer vor. Ein Equalizer hat viele Regler. Im übertragenen Sinne stehen diese Regler für Fähigkeiten/Verhaltensweisen. Die Regler benutzt du, um für deine Lieblingsmusik den richtigen Klang auszutarieren. Und so kannst du es dir vorstellen, wenn du deine seelische Widerstandskraft ausbalancierst. D. h. du schiebst den einen Regler hoch, den anderen Regler dafür nur minimal nach unten, einen dritten Regler benötigst du eventuell in diesem Moment nicht usw. Du machst so lange weiter bis du alles richtig ausbalanciert hast und der gewünschte Sound erklingt.
So kannst du es dann mit der Resilienz sehen. Du reagierst flexibel auf die entsprechende Situation, nicht jede Fähigkeit von dir wird bei einer Krise gebraucht, nur dass was wirklich benötigt wird. Je flexibler du auf Krisen reagieren kannst, desto resilienter bist du.
Eine wichtige Fähigkeit bei der Resilienz ist das positive Denken. Positives Denken unterstützt das Ziel der Resilienzförderung, die Widerstandskraft von Menschen in belastenden und risikobehafteten Lebenssituationen durch schützende Faktoren zu entwickeln, zu ermutigen und zu stärken.
Die 7 Säulen der Resilienz
Die Resilienz steht auf 7 Säulen, den Resilienz-Förderungsmaßnahmen. Schauen wir uns an, was zu den 7 Säulen gehört:
- Optimismus
- Akzeptanz
- Lösungsorientierung
- Opferrolle verlassen
- Verantwortung übernehmen
- Netzwerk-Orientierung
- Zukunftsplanung
Ein kurzer Überblick der Säulen
Da es den Umfang dieses Beitrages sprengen würde, werfen wir gemeinsam einen knappen Blick auf die einzelnen Säulen. Was ist bei dem einzelnen Oberbegriff gemeint und entsprechend dazu gibt es ein kleines Beispiel. Hinter jeder einzelnen Säule steckt jedoch so viel mehr dahinter, dass du mich gerne über das Kommentarfeld oder mit einer Mail befragen kannst. Nun legen wir jedoch erstmal los.
Die Säulen 1 – 3
Bei den Säulen 1 – 3 handelt es sich um „Optimismus“, „Akzeptanz (der Krise)“ und „Lösungsorientiert“. Diese ersten 3 Säulen sind schon echt stark und bilden ein gutes Fundament, um deine Widerstandskraft zu stärken.
Säule 1 – Optimismus
Die Fähigkeit optimistisch zu sein, hängt von der Ausprägung verschiedener Fähigkeiten und Grundeinstellungen ab. Und vielleicht fühlt es sich schwer an, diese Fähigkeit zu erlenen bzw. auszubauen. Schritt für Schritt ist es jedoch sehr gut erlernbar. Folgende Punkte können dabei helfen
- Überzeugung, dass Krisen zeitlich begrenzt sind
- Blick auf die nächsten Schritte
- Positive Fehler-Kultur „ich darf Fehler machen“
- keine schwarz-weiß-Malerei
Kleine Übung: Schreibe das Problem in Stichworten auf und notiere dir daneben die Umwandlung in das Positive „Ich bin misstrauisch – Ich bin voller Vertrauen“. In dem du das Negative in das Positive umwandelst wird eine Liste mit positiven Merkmalen aufgebaut. Es fördert zusätzlich das positive Denken. Dazu kannst du dich dann vor einem Spiegel stellen, tief ein und ausatmen und laut zu dir selbst sagen „Ich bin voller Vertrauen“. Das kannst du mit deiner gesamten positiven Liste tun.
Säule 2 – Akzeptanz der Krise
„Es geht im Leben nicht darum, gute Karten zu haben, sondern mit einem schlecht Blatt ein gutes Spiel zu machen.“ Ein echt gutes Zitat. Akzeptieren was gerade ist. Dass kann zu weilen echt schwer sein. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass mir dass früher nicht leicht gefallen ist. Ganz im Gegenteil, ich konnte gut verdrängen.
Akzeptanz bedeutet, dass geschehene Dinge sowie Unveränderbares und Unvermeidbares angenommen werden. Dazu gehört, dass die eigenen Stärken und Schwächen angenommen werden. Resiliente Mensch wissen und akzeptieren die Tatsache, dass z.B. Enttäuschungen und Rückschläge zum Leben gehören.
Akzeptieren heißt jedoch nicht resignieren. Trainiere deine Einstellung z.B.
- Anerkennen der aktuellen Problemsituation und der jetzt unveränderlichen Realität
- Die Krise als Chance für Neues begreifen
- Akzeptanz heißt auch „loslassen“
Kleine Übung: Nimm dir Block und Stift und schreibe dir die Antworten auf:
Was ärgert mich? (Beschreibe die Situation so genau wie möglich)
Wie viel Energie kostet es mich? (Notiere dir die Zahl in %. Dir stehen insgesamt 100 % zur Verfügung. Wie viel Energie raubt die das Ärgernis davon täglich?)
Wie viel besser würdest du dich fühlen, wenn das Ärgernis nicht existieren würde? (Skala 1-10 / 1 = wenig / 10 = stark)
Säule 3 – Lösungsorientiert
Bist du ein Freund von Lösungen? Super 🙂 Dann fällt es dir leichter vom Problem weg und hin zur Lösung. Und selbst wenn du es (noch) nicht bist: Du kannst es erlernen.
Folgende Einstellung zur Lösungsorientierung ist vorteilhaft:
- Dem Problem einen neuen Rahmen geben und das Problem als Herausforderung sehen
- Kein Bedienen der Schuldfrage „Ich kann es einfach nicht“
- Akzeptanz von pragmatischen Einzel- und Teillösungen erhöhen
- Sei kreativ und lerne, deine alten Verhaltensmuster zu durchbrechen
Kleine Übung: Trainiere zielgerichtetes Lösungsdenken. Stell dir dazu diese Fragen „Was könnte für mich Gutes oder Sinnhaftes an diesem Problem sein?“ oder „Was fordert dieses Problem aus mir heraus?“
Lösungsorientiert zu sein, bedeutet mehr Lebensualität.
Die Säulen 4 – 7
Kommen wir nun zu den Säulen 4 – 7. Nicht minder wichtige Themen wie Verantwortung, Opferrolle, Netzwerkorientiert und die Zukunftsplanung. Werfen wir gemeinsam einen kleinen Blick auf diese Säulen.
Säule 4 – Verantwortung
Verantwortung zu übernehmen, bedeutet, eigenständig Entscheidungen zu treffen und sein Leben selbst so zu gestalten, so dass der Mensch, wenn möglich, unabhängig von äußeren Einflüssen sein kann.
Verantwortung bedeutet auch, wenn man sich in einer problematischen Lebenssituation befindet oder auch in schwierigen Umständen, dass man seine eigenen Einflussmöglichkeiten wahrnimmt und sich der Verantwortung für die Lage, in der man sich befindet, bewusst wird. Suche die Schuld nicht bei anderen, sondern schaut, welche Schritte eingeleitet werden können, um eine Verbesserung herbeizuführen.
Kleine Übung: Selbstverantwortung übernehmen. Schreibe dir auf einen Zettel eine Reihe von Sätzen auf, die mit „Ich muss….“ beginnen. Zähle auf, was du nach deiner Meinung nach tun musst oder sein müsste. Sprich die Sätze laut, langsam und bewusst aus. Achte dabei auf deine Empfindungen.
Säule 5 – Opferrolle verlassen
Wir haben alle eine oder mehrere Rollen in unserem Leben, die wir spielen. Dabei unterscheidet man zwischen der zugewiesenen und erworbenen Rolle.
Die zugewiesene Rolle erhalten wir, ohne etwas dafür zu tun. Sie zeichnet sich z.B. durch unser Geschlecht oder Alter aus, während die erworbene Rolle z.B. durch unsere berufliche Stellung festgelegt wird.
Dadurch werden verschiedene Erwartungen und auch Ansprüche an die verschiedenen Rollen herangetragen. Es wird dabei unterschieden in
- Kann-Erwartungen
- Soll-Erwartungen
- Muss-Erwartungen
Kann-Erwartungen
Dass ist die schwächste Form der Erwartung. Man erwartet, dass jemand mehr als seine Pflicht tut. Dies kann er unterlassen, aber wenn er es trotzdem tut, steigert dies sein Ansehen in der Bezugsgruppe.
Soll-Erwartungen
Dass ist der harte Kern der Pflichten von einer Person. Sie ist in keiner Rechtsregel festgelegt und kann starken Druck auf eine Person ausüben.
Muss-Erwartungen
An diese Erwartung ist eine verbindliche Regelung festgelegt. Wenn man diesen Erwartungen nicht entspricht, kann es zu Sanktionen, die positive sowie negative Reaktionen mit sich bringen können.
Opfer geben Macht ab
Mach dir klar, wie viel Macht wir anderen Menschen über uns in die Hand geben, wenn wir uns ihnen als Opfer ausliefern. Beispiel: Weil dein Freund dich enttäuscht hat, kannst du nun niemanden mehr vertrauen und bleibst allein.
Kleine Übung: Denk über die verschiedenen Situationen in deinem Leben nach, ob es sich wirklich lohnt, sich darüber aufzuregen oder schlecht zu fühlen. Überleg dir, wie du dich in diesen Situationen das nächste Mal anders verhalten willst. Schreib es dir auf, wie du in bestimmten Situationen reagieren willst.
Säule 6 – Netzwerkorientierung
In unserer Arbeitswelt ist Netzwerken das A und O. Jeder hat ein großes Netzwerk. Und ein Zitat lautet „Man soll sein Netzwerk knüpfen, bevor man es braucht.“
Was im Job schon einer Pflicht gleichkommt, sieht im privaten Bereich ganz anders aus. Viele Menschen haben kein gut funktionierendes soziales Netz bzw. sind allein oder sogar einsam.
Netzwerken ist echte Arbeit und kann für einige Menschen herausfordernd oder gar mit Ängsten vor Ablehnung verbunden sein.
Schau dich in deiner Umgebung um: Hast du genug soziale Kontakte? Hast du Menschen, die sich um deine Blumen oder Haustieren kümmern, wenn du nicht da bist? Hast du Freunde/Angehörige, denen es wichtig ist, deine Meinung zu bestimmten Dingen zu erfahren?
Säule 7 – Zukunftsplanung
Neugierde und Vorfreude auf die Zukunft – dass zeichnet zukunftsorientierte Menschen aus. Neue Chancen werden mit Spannung entgegengetreten. Hast du eine klare Zukunftsplanung, dann wirst du wahrscheinlich auch ein höheres Wohlbefinden haben.
Warum? Ziele geben Halt und Orientierung. Und dass ist wichtig für ein gutes Wohlbefinden. Du kennst bestimmt die Frage aus Vorstellungsgesprächen „Wo sehen Sie sich in den nächsten 2, 5 oder 10 Jahren?“ Diese Frage muss sich jedoch nicht ausschließlich auf deinen beruflichen Werdegang konzentrieren, sondern auch auf dein privates Leben. Und da darf ruhig geträumt und groß gedacht werden. Nichts ist in Stein gemeißelt, alles kann sich ändern und in Bewegung bleiben. Wichtig ist, dass du an dich und dein zukünftiges Ziel glaubst.
Hol dein Schutzschild raus
Ich wünsche mir, dass du aus diesem doch recht langen Beitrag, einiges für dich in Sachen Resilienz mitnehmen konntest. Die einzelnen Säulen sind ganz grob in diesem Beitrag dargestellt und können noch viel mehr. Vielleicht hast du jetzt Lust bekommen, an einigen Säulen bei dir zu arbeiten. Dass würde mich freuen. Wenn du Fragen zur Resilienz hast, dann schreib mir gerne etwas in das Kommentarfeld oder eine direkte E-Mail. Ich freue ich von dir zu lesen !